Fachzeitschrift Möbelmarkt über die Die Möbelmacher

Ein Unternehmen mit besonderen Werten

In der Septemberausgabe der Fachzeitschrift "Möbelmarkt"
erschien dieser dreiseitige Artikel von Sebastian Lehmann.
Hier als pdf in voller Schönheit

 

Die Möbelmacher
Ein Unternehmen mit besonderen Werten

Ein echter Geheimtipp in Sachen nachhaltigen und individuellen Einrichtens ist die vor 35 Jahren gegründete, mittelfränkische Massivholzschreinerei „Die Möbelmacher“. Sie setzt nämlich ausschließlich auf regionales Holz und fertigt Produkte nach den individuellen Bedürfnissen der Kunden. Was den Kompletteinrichter für alle Küchen, Wohn- und Geschäftsräume darüber hinaus ausmacht, durfte Sebastian Lehmann beim Besuch in Unterkrumbach, Landkreis Nürnberger Land, erfahren.

Der Slogan „Alles Gute zum Einrichten“ steht für die Ziele der Möbelmacher. Inhaber herwig Danzer erklärt ihn so: „Als überschaubares Handwerksunternehmen streben wir mit unserem wohngesunden und qualitativ führenden Einrichtungs-Komplettservice nach Zufriedenheit und Begeisterung bei Kunden, Mitarbeitern und der Gesellschaft. Nachhaltiges Wirtschaften bedeutet neben der Verwirklichung unserer ökologischen, ökonomischen und sozialen Anforderungen an einen ganzheitlich ausgerichteten Betrieb auch die Förderung der regionalen Wirtschaftskreisläufe besonders bei der Holznutzung und im Bewusstsein für Qualität, Individualität und Regionalität.“
Konkret äußert sich das dann im folgenden Ablauf: Für die Möbel und Küchen – überwiegend aus dem Holz der in direkter Nachbarschaft befindlichen Hersbrucker Alb – werden die frisch gefällten Stämme direkt vom Waldbauern gekauft, entrindet, gesägt und auf dem Gelände gestapelt. Das gesamte Material wird dabei abfallfrei verarbeitet, denn alle Reste heizen das ganze Gelände nebst regionalem Musterhaus und Trockenkammern. In liebevoller Einzelanfertigung entstehen daraus dann schadstofffreie, nachhaltige und langlebige Massivholzmöbel, die anschließend verpackungsfrei zum Kunden geliefert und dort montiert werden.

Küchen für die ganze Welt

Auch wenn sich die Möbelmacher als Kompletteinrichter verstehen, machen Küchen den mit Abstand größten Umsatzanteil aus. Kostenpunkt der Massivholzküche: zwischen 40.000 und 120.000 Euro inkl. Geräte. Dabei werden nicht nur Objekte in der Region rund um das mittelfränkische Hersbruck bzw. Deutschland ausgestattet. Eine Kirschbaumküche aus Unterkrumbach steht beispielsweise im portugiesischen Loulé, eine weitere Massivholzküche mit verschiedenen Holzarten in Miami. Für Amerika typisch, trumpft die Küche mit Superlativen auf: Die Keramik-Kochinsel ist zusammen mit dem Anstelltisch aus Nussbaum 435 cm lang, die Hochschränke verdienen ihren Namen redlich dank 327 cm Gesamthöhe und der 280 cm lange Esstisch erreicht mit Ansteckplatten die Vier-Meter-Marke.
Die Möglichkeiten mit den Produkten von den Möbelmachern sind dabei nahezu unendlich. Jede Küche ist schließlich ein Unikat. Im Ausstellungsloft des 1997 in Betrieb genommenen Neubaus, natürlich aus Holz, lässt sich beispielsweise auch eine komplett höhenverstellbare Küche aus Massivholz entdecken. Das Besondere daran: nicht nur die Arbeitsplatten, sondern auch alle Unterschränke bewegen sich stufenlos zwischen 75 cm Esstischhöhe bis zu 120 cm Stehtischhöhe. Um den immensen Verstellweg von 45 cm erfüllen zu können, wurde eine freitragende Unterschrank-Aufhängekonstruktion aus Edelstahl und Holz entwickelt, die von den Hubsäulen der Firma Linak problemlos gehoben und gesenkt werden kann. „Naheliegend ist diese Lösung für Paare mit gewaltigem Größenunterschied, aber auch für kochbegeisterte Kinder oder Sektempfänge“, berichtet Danzer. Durch das Umplanen des Spülenschrankes und des Topfschrankes unter dem Kochfeld wird die Küche unterfahrbar und so barrierefrei bekochbar.

Ein Unternehmer mit kreativer Leideschaft

Für Danzer liegen die Vorteile einer Massivholzküche auf der Hand: „Sie ist wirklich nachhaltig und zudem ein Naturschauspiel, das nach den individuellen Vorlieben mit verschiedenen Holzarten – Rotkernbuche, Eiche, Esche, Kirschbaum, Elsbeere, Apfel, Birne, Ahorn, Nuss – realisiert werden kann. Außerdem lassen sich die Möbel leicht reparieren. Ein Nachölen ist ebenso einfach.“ Auch die Liste der Nachteile einer Massivholzküche ist jedoch lang: So sei die Massivholzküche beispielsweise eine üppige Geldanlage. „Sie bringt jeden Tag Zinsen in Form von Lebensqualität, Freude am Kochen und an der Gemeinschaft. Und diese Zinsen sind wertvoller als die der Bank“, so Danzer augenzwinkernd. Nicht ganz ernst gemeint sind auch weiterere Nachteile: „Die Gäste kommen immer öfter und gehen nicht mehr heim. Zudem machen Sie mit einer edlen Küche aus Massivholz die Nachbarn neidisch.“ Wahrhaft neidisch wird man auch, wenn man Danzer eine Küchenplanung per Hand scribbeln sieht. „Für alle Kunden zeichne ich die Planung zunächst per Bleistift auf Papier“, so Danzer. Das geht schneller und sorgt für eine besondere Atmosphäre. Inzwischen eine echte Rarität. Ebenso ungewöhnlich: Beim gemeinsamen Planen wird immer auch gekocht. „Dafür sind die Küchen ja da“, so Danzer, der seinen Vornamen übrigens mit kleinem h schreibt. „Das rührt aus meiner Schulzeit. Als Klassensprecher musste ich damals viel unterschreiben. Ein kleines h ging dabei schneller von der Hand.“ Eine Marotte, die er inzwischen sogar als Künstlernamen eingetragen hat. Eine weitere Marotte ist seine Holzfliege. „Mit 14 Jahren habe ich mir geschworen, nie eine Krawatte zu tragen“. Die Holzfliege sei ein Kompromiss.
Kompromisse, die Danzer jedoch ungern bei der derzeit laufenden Suche nach der Nachfolge für sein Unternehmen eingehen möchte. Am liebsten wäre ihm nämlich eine Frau, die eine ähnliche Leidenschaft für Küchen wie er selbst an den Tag legt und das Unternehmen im Sinne von ihm und seiner Gattin Ute mit eigenen Ideen weiterentwickelt. Auf die potenzielle Nachfolgerin – oder den Nachfolger – wartet dabei viel Arbeit, denn Danzer berät nicht nur Kunden in Bezug auf die neue Einrichtung. Seit 2005 bloggt er auch auf www. nachhaltigkeitsblog.de. Nicht minder aufwendig ist das Jahrbuch, das die aktuellen Projekte und Geschehnisse rund um das Unternehmen zeigt und an über 5.000 Kunden verschickt wird.

Kulturelles und kulinarisches Engagement

Berichtet wird dabei – wie auch auf www.die-moebelmacher.de –, über Events, die über das Kerngeschäft hinausgehen. So veranstaltet Danzer seit 25 Jahren beispielsweise die „Unterkrumbacher Werkstatt-Tage“. Es sind quasi drei Tage der offenen Tür, kombiniert mit Lesungen, Konzerten und Kochworkshops. In diesem Jahr war beispielsweise Literaturkritiker Denis Scheck zu Gast. Ungewöhnliche Marketingmaßnahmen wie diese sorgen für überregionale Bekanntheit. Ebenso wie die regelmäßige Teilnahme an der Verbraucher- und Publikumsmesse Consumenta. „Mit den Auftritten wollen wir zeigen, dass ehrliches Handwerk nicht nur aus Holz, sondern auch aus Kompetenz, Partnerschaften, Freunden und Freude an der Arbeit besteht“, so Danzer. Im vergangenen Jahr wurden dazu neben Küchen mit allem Zubehör auch Essplätze, höhenverstellbare Schreibtische, Kirschbaum-Massivholz-Hifianlagen und die zum Musikhören notwendigen Relaxsessel gezeigt. Live-Cooking mit Weggefährten aus der fränkischen Kochszene durfte dabei am Stand natürlich nicht fehlen. Es soll auch beim diesjährigen Auftritt zum Event in der Nürnberger Messe wieder stattfinden. Dann wird übrigens auf der höhenverstellbaren Küche gekocht werden.